Warum Unternehmen keine Themen für Masterarbeiten ausschreiben?

Das Semester neigt sich dem Ende zu. Für viele Studierenden beginnt nun die Zeit, sich mit dem Thema für die Masterarbeit zu beschäftigen. Viele suchen dabei nach einem passenden Kooperationsunternehmen. Aber welche Firma passt zu den Themengebieten, die mich interessieren? Viele Unternehmen bieten die Möglichkeit einer Kooperation für Masterarbeiten an, aber überlassen die thematische Initiative den Studierenden. Warum ist das so?

1. Wie kommen Studierende an Themen für Masterarbeiten?

Viele Unternehmen schreiben ihre Themen für Masterarbeiten nicht aus, fordern Studierende aber auf, mit eigenen Themenvorschlägen auf sie zuzukommen. Dies ist zunächst tatsächlich eine sehr gute Möglichkeit des Ideenmanagements. Das Unternehmen wird mit vielfältigen Themenvorschlägen konfrontiert, und kann dann fallspezifisch mit der jeweiligen Fachabteilung den genauen Umfang der Arbeit festlegen. Aber einen Haken gibt es: Das Unternehmen grenzt so – ob bewusst oder unbewusst – den Bewerberkreis auf die Studierenden ein, die das Unternehmen sowieso schon kennen. Das Motiv – externe Ideen einzusammeln – wird also ad absurdum geführt, da die externen Ideen nur aus einem bestimmten Bewerberkreis  kommen können. Dieser ist zumeist lokal, teils noch regional strukturiert. Je nach dem, wie präsent das Unternehmen auch an den Universitäten und Hochschulen unterwegs ist.

2. Forschungsfragen der Masterarbeiten sind „vertraulich“

Einige Unternehmen platzieren auf ihrer Homepage gezielt den Hinweis, dass Themen für aktuelle Masterarbeiten existieren, aber erst im persönlichen Gespräch unterbreitet werden können. Oft muss direkt vorher noch eine Geheimhaltungsvereinbarung (NDA = non-disclosure-agreement) unterzeichnet werden, damit das Thema keinesfalls nach außen dringt. Andere Unternehmen hingegen gehen sehr offen mit den Themen für Abschlussarbeiten um – wahrscheinlich auch, weil sie wissen, dass eine Ausschreibung mit einem Thema wohl kaum den Kern der Forschungstätigkeit in einer Tiefe wiedergeben kann, als dass es für Wettbewerber direkt imitierbar sei. Während ein restriktiver Umgang mit den Forschungsthemen aus Unternehmensperspektive also zumindest teilweise nachvollziehbar erscheint, überraschen die unterschiedlichen Herangehensweisen. Einige Unternehmen begreifen ihre Themen gezielt als Marketing-Instrument gegenüber wissenschaftlich herausragenden Studierenden, die auf der Suche nach spannenden Themen sind. Andere Unternehmen hingegen verschließen sich gezielt diesen Möglichkeiten.

3. Unternehmensinterne Prozesse verhindern Veröffentlichung der Masterarbeit

Ein dritter Grund dafür, warum einige Unternehmen ihre Themen für Masterarbeiten nicht ausschreiben ist simpel: Es ist zu komplex. Im Gegensatz zu einer klassischen Ausschreibung für ein Praktikum oder einer Initiativbewerbung für eine Abschlussarbeit muss ein konkretes Thema aus den Fachabteilungen heraus in die Personalabteilung gegeben werden. Dies bedarf eines hohen Koordinationsaufwandes, der parallel zum Tagesgeschäft oft nicht stemmbar ist. In kleineren und mittelständischen Unternehmen schreiben die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen teilweise die Themen für Abschlussarbeiten sogar direkt aus – kurze Wege bestimmen hier das Kalkül. Sobald aber Prozesse unternehmensintern standardisiert sind, kann so unkonventionell nicht mehr agiert werden. Dies führt oft dazu, dass Themen nicht direkt ausgeschrieben werden, sondern die Initiative auf die Bewerber geschoben wird. Gleichzeitig positioniert man sich mit den üblichen Employer Branding Phrasen, die leider kaum einen validen Einblick in die spannenden Forschungsgebiete der Firmen geben.

Fazit: Unternehmen können mit Themen für Masterarbeiten gezielt neue Recruiting-Kanäle öffnen

Während einige Unternehmen gezielt ihre Forschungsthemen als Recruiting-Instrument nutzen, sind andere Unternehmen noch sehr zögerlich. Obgleich die Themen natürlich oft den Unternehmenskern betreffen, so beschränken sich doch gerade viele kleine und mittelständische Unternehmen durch intensive Geheimhaltung in der Reichweite ihres Recruitings. Hochqualifizierte Studierende, die gezielt auf der Suche nach Themen sind, können so nicht angesprochen werden. Im Endeffekt wird es für diese Firmen darauf ankommen, eine gesunde Balance zwischen Geheimhaltung und Öffentlichkeit bei ihren Themen zu finden, sodass im Recruiting Themen ebenfalls gezielt genutzt werden können, um Studierende auf das Unternehmen aufmerksam zu machen.