Professoren für eine externe Masterarbeit

An einigen Universitäten in Deutschland ist es weiterhin äußerst ungern gesehen, wenn Studierende für eine Abschlussarbeit mit einem Unternehmen kooperieren wollen. Oftmals ist es sogar so, dass die Prüfungsordnungen einzelner Fakultäten diese Möglichkeit gar nicht einräumen. Das Argument: Eine Abschlussarbeit mit einem Unternehmen, mit dem keine Forschungskooperation im Rahmen von Drittmittelprojekten besteht entspricht meistens nicht den hohen wissenschaftlichen Standards, hat keinen direkten Nutzen für die Forschungsaktivitäten des Lehrstuhls und erzeugt deshalb nur unnötigen Betreuungsaufwand. Nichtsdestotrotz sind einige Professoren durchaus offen gegenüber der Betreuung von Abschlussarbeiten, sofern diese thematisch zum eigenen Interessensschwerpunkt passen. Auf Studierendenseite erfordert dies allerdings ein hohes Maß an Kommunikation vorab. Wir haben für Euch die wichtigsten Punkte zusammengefasst, warum einige Professoren sich von ihren Studierenden vor den Kopf gestoßen fühlen und externen Abschlussarbeiten negativ gegenüber stehen.

Keine Abstimmung mit dem Professor / dem Betreuer an der Hochschule im Voraus der Masterarbeit

Die meisten Professoren beschweren sich oft, dass Studierende nicht frühzeitig den Kontakt zum Lehrstuhl suchen. Eine Abschlussarbeit – egal ob Masterarbeit oder Diplomarbeit – bleibt eine akademische Abschlussarbeit und wird nach den Bewertungsmaßstäben der Universität oder Hochschule bewertet. Auch wenn der Betreuer im Unternehmen oftmals Zweitkorrektor ist – der Erstkorrektor ist stets ein universitärer Mitarbeiter. Dies scheinen Studierende, nach Meinung vieler Professoren, zu ignorieren. Studierende bewerben sich beim Unternehmen für die Durchführung einer Abschlussarbeit zu einem bestimmten Thema und wenden sich erst danach – mit vollendeten Tatsachen – an die Professoren bzw. wissenschaftlichen Mitarbeiter, die dann die Arbeit betreuen sollen. Dies stößt auf großen Unmut bei den Professoren. Idealerweise sollten sich Studierende zunächst einen akademischen Betreuer in ihrem Themenfeld suchen und dann mit ihm gemeinsam auch die Möglichkeit einer externen Abschlussarbeit eruieren. Hier kann der Betreuer auch direkt von der Sinnhaftigkeit eines solches Vorhabens überzeugt werden. Wenn man dann schon einige Unternehmen präsentieren kann, die potentiell für eine Kooperation für eine Masterarbeit in Frage kommen, ist dieser graduelle Ansatz deutlich zu bevorzugen, da alle relevanten Parteien in den Prozess von Beginn an einbezogen sind.

Themenvorschlag für externe Abschlussarbeit vom Unternehmen wird nicht als Themenvorschlag ausgelegt

Ein weiterer Punkt, der oft von Professoren bemängelt wird: die Themenvorschläge der Unternehmen werden von den Studierenden als nicht also solche interpretiert. Vielmehr gehen einige Studierende davon aus, dass das Thema vom Unternehmen vorgegeben wird und unveränderbar ist. Als universitäre Prüfungsleistung hat natürlich nur der Professor bzw. wissenschaftliche Mitarbeiter, der die Abschlussarbeit betreut, das Recht, Themen zu definieren und zu genehmigen. Natürlich kann das Unternehmen in diesen Prozess eingebunden werden, oftmals stellt das Unternehmen einen Zweitkorrektor. Unternehmen definieren grundsätzlich proaktiv Themen, die aktuell ihre Fachabteilungen interessieren. Dies kann im ersten Schritt dazu dienen, Studierende – die sich ja aktiv auf der Suche befinden – auf die Themen aufmerksam zu machen. Nichtsdestotrotz sollten die Themenvorschläge der Unternehmen zunächst mit einem universitären Betreuer diskutiert werden. Gegebenenfalls bedarf es noch einiger Modifizierungen, damit das Thema wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Dies sollte man stets im Hinterkopf behalten: Wenn ein Themenvorschlag des Unternehmen schon als fixes Thema gehandhabt wird, sinkt die Bereitschaft des Professors, dieses auch zu betreuen. Denn natürlich möchte der Betreuer – und das berechtigterweise – ein Wort mitreden.

Kontaktaufnahme schon in zu früher Phase der Masterarbeit

Betreuer und Professoren sind zudem oft sehr verärgert, wenn sie ohne Begründung mit der Bitte nach einer Betreuung kontaktiert werden. Viele Professoren berichten davon, dass sich Studierende einfach generisch an verschiedene Lehrstühle und Mitarbeiter wenden, um sich nach einer Betreuung zu erkundigen. Da die Kommunikationswege zwischen den Mitarbeitern der Universität oder Hochschule stets kurz sind, kommt dies natürlich schnell ans Licht. Die Motivation sinkt, die Abschlussarbeit dann auch zu betreuen. Die Abwesenheit einer fundierten Begründung, warum ein Thema insbesondere für den ausgewählten Lehrstuhl bzw. den konkreten Mitarbeiter von Relevanz sein könnte, ist somit eines der größten Hindernisse für eine universitäre Betreuung einer externen Abschlussarbeit. Durch eine detaillierte Begründung des Anliegens kann man auch die Ernsthaftigkeit seines Vorhabens untermalen und beweisen, dass man bereits einiges an Vor- und Denkarbeit in den wissenschaftlichen Kontext des ausgewählten Themas gesteckt hat. Die Begründung kann gleichzeitig auch Überzeugungsarbeit sein: Warum lohnt sich eine Kooperation für die Masterarbeit und der potentielle Mehraufwand für den wissenschaftlichen Mitarbeiter in diesem Fall? Leider gehen Studierende oftmals unvorbereitet auf die Suche nach einem geeigneten Betreuer und verbauen sich so die Möglichkeit einer Unternehmenskooperation für ihre Abschlussarbeit.