Die Masterarbeit als akademische Prüfungsleistung

Was Du beachten muss, wenn Du an einer Universität für Deine Masterarbeiten mit einem Unternehmen kooperieren möchtest

Während an Fachhochschulen in Deutschland die Kooperation mit Unternehmen für Masterarbeiten eine jahrelange Tradition hat, sind insbesondere Universitäten solchen Kooperationen oft abgeneigt. Dies hat mehrere Gründe: Zum einen sind die Institute berechtigterweise primär an der eigenen Forschung interessiert, müssen zudem Drittmittel einwerben und sind deshalb stets bemüht, die Studierenden über Abschlussarbeiten in diese Forschungsvorhaben mit einzubinden. Gleichzeitig ist die Betreuung einer externen Abschlussarbeit immer mit einem hohen Betreuungsaufwand verbunden, der sich aus Sicht der Universitätsprofessoren oft nur schwierig mit dem eigenen, vollgepackten Terminkalender koordinieren lässt. Für Studierende von Universitäten, die trotzdem eine Masterarbeit in Kooperation mit einem Unternehmen schreiben möchten, gilt es deshalb einige wichtige Punkte zu beachten.

1. Einen guten Überblick die Forschung der Professoren an der eigenen Universität haben

Bei Universitätsprofessoren entsteht oft der Eindruck, dass Unternehmen die Themen vorgeben und der Studierende sich dann einfach an der Universität den “passenden Lehrstuhl” sucht. Immer wieder gibt es auch Erfahrungsberichte über Studierende, die schockiert feststellen müssen, dass kein Lehrstuhl das von der Firma vorgeschlagene Thema für die Masterarbeit betreuen möchte. Um solchen Situationen effektiv vorzubeugen, ist es für Studierende von Universitäten wichtig, bereits bei der Themenwahl darauf zu achten, dass die akademische Betreuung an der Universität gewährleistet ist. Hierfür empfiehlt es sich, einen sehr guten Überblick über die Forschungsthemen der Professoren an der Fakultät zu haben. Wenn Du ein spannendes Thema findest, empfiehlt es sich mit diesem Thema zunächst beim Professor anzufragen, ob dies grundsätzlich betreut werden könnte. Basierend auf diesem ersten Gespräch kannst Du die Forschungsfrage mit dem Professor und dem Unternehmen so modifizieren, dass beide Parteien zufrieden sind.

2. Win-Win-Situation für eine Kooperation für die Masterarbeit klar definieren

Ebenso, wie es wichtig ist, dass der Forschungsschwerpunkt Deines Professors sich mit dem Thema Deiner Masterarbeit deckt, ist es auch wichtig, dass Du klar aufzeigst, wie genau der Lehrstuhl von dem erhöhten Betreuungsaufwand profitieren kann. Dies kann einmal natürlich in inhaltlicher Weise sein, wenn das Thema der Masterarbeit sehr präzise das Forschungsgebiet Deines Professors widerspiegelt. Gleichzeitig kann natürlich auch eine potentiell tiefere Kooperation zwischen dem Unternehmen und dem Lehrstuhl eine Option zu sein. Dies könnte die Quelle möglicher Drittmittelprojekte sein. Die Akquise von Drittmitteln ist für Professoren in der täglichen Arbeit sehr wichtig. Wenn das Thema Deiner Masterarbeit von einem Unternehmen angeboten wird, welches sich für eine solche Kooperation eignet und Du die leitenden Ingenieure und Deinen Professor hier gut vernetzen kannst, ist gleichermaßen die Bereitschaft gesteigert, eine gute akademische Betreuung der Masterarbeit sicherzustellen.

3. Betreuungssituation der Masterarbeit in einer Firma gewährleisten

Für eine Abschlussarbeit im Unternehmen, die an einer Universität angefertigt wird, ist es für Dich und Deinen Professor ebenfalls wichtig, dass ihr die Betreuungssituation im Unternehmen sicherstellt. Universitätsprofessoren sorgen sich oft, dass die Betreuung vor Ort im Unternehmen nicht den wissenschaftlichen Standards entspricht. Die Befürchtung ist, dass Studierende nicht zur Qualifizierungsarbeit in den Unternehmenskontext geholt werden, sondern lediglich als billige Arbeitskraft. Insbesondere wenn Unternehmen ein bestimmtes Problem gelöst haben wollen und dies als Thema einer Masterarbeit anbieten, sich aber im Rahmen der wissenschaftlichen Bearbeitung schon nach kurzer Zeit ergibt, dass sich das Problem nicht auf die angestrebte Weise lösen lässt, ist es oftmals so, dass das Unternehmen das Interesse an der Betreuung verliert, weil die Resultate der Masterarbeit in dem Moment nicht mehr akute Relevanz für das das Tagesgeschäft des Unternehmen haben könnten. Deshalb ist es im gemeinschaftlichen Interesse, die Bedingungen einer wissenschaftlichen Arbeit vorab abzuklären. Wenn beispielsweise der Betreuer im Unternehmen einen höheren akademischen Grad hat, ist dies oftmals die beste Voraussetzung für eine gute Betreuung der Masterarbeit. Denn er selbst hat dann den gleichen Prozess schon einmal durchlaufen und kann die Offenheit des wissenschaftlichen Prozesses gut nachvollziehen.